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Abriss polnischer Chiffrierdienst

Cryptologica*72 Jan Bury,
BArch*202, *663
CyperDefence24

Mit freundlicher Genehmigung aus der ©Cryptologia, 32/2008 S.:351-367.
Weitere Verwendung von Inhalt und Grafik bedarf der ausdrücklichen
Genehmigung des Autors des Artikels, Jan Bury.

Einführung

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Unterlagen zum Chiffrierdienst
konnte in der Republik Polen erst im Jahr 2000 begonnen werden.
Unter gewaltigen polnischen Sicherheitsarchiven gibt es Dokumente
die sich mit der Chiffriertechnik beschäftigen sowie mit den
Chiffren vom Ministerium des Inneren in Warschau. Das Chiffrierbüro
wurde unter den Decknamen Büro A geführt.
Seit seiner Aufstellung am 28. November 1956 wurde diese 1970, 1980
und 1990 reorganisiert.

Es wurde vom Innenministerium die Chiffrierdienste des Innenministerium,
der Armee und des diplomatischen Dienstes organisiert.
Weitere Details finden sich in der ©Cryptologia, 32/2008 S.:351-367.

Verbindungen zu anderen sozialistischen Länder:

Diese Verbindungen wurden auch hier von der 8. HA des KfS technisch
und organisatorisch Sichergestellt. WTsch - SAS und Chiffriertechnik
auch im Rahmen des Warschauer Vertrages.

Technik:

Bereits in den 1970ern wurde an einer Sprachverschlüsselung gearbeitet,
DELTA M. Das Gerät DELTA M invertiert den Sprachbereich, 298 Hz - 2602 Hz,
und bildet 6 Frequenz-Abschnitte:
298 - 682, 683 - 1066, 1067 - 1450, 1451 - 1834, 1834 - 2218, 2219 - 2602 Hz
diese werden anschließend permutiert ausgegeben.

Z. B. Abschnitt: 1,6,3,4,5,2; 5,1,3,4,2,6; usw. usf.
Delta M
Abb.: invertiertes und permutiertes Frequenzschema.

Da alle analoge Sprachchiffriergeräte nur einen geringen Schutz bieten,
wurde die Entwicklung eingestellt.

Es gab eine Arbeitsgruppe zum Thema Sprachverschlüsselung SIGMA,
das Projekt wurde 1989 eingestellt.

Hauptchiffriergeräte waren die polnische TgS-1 DUDEK (Testphase 1966).
In der DDR hatte das Gerät die Bezeichnung T-352 und T-353.
DUDEK ist ein Akronym für:
Dalekopisowe Urzadzenie Do Elektronicznego Kodowania DUDEK,
Übersetzt: Fernschreibergerät für elektronische Verschlüsselung.

Die hohe elektromagnetische Abstrahlung der Klartexte, war
ein Hauptgrund für die weitere Entwicklungen.
Bis 1990 waren 48 T-352 und 1.431 T-353 Geräte in der DDR
im Einsatz.

TgS-3 DUDEK-3, auch Gerät 210 (ab 1976, Einsatz ab 1985)
Die DUDEK-3 arbeitet mit 50/75/100/200 Baud.
Darstellung der Analysen zur DUDEK-3 ist auf der Seite TgS-3.
Bis 1990 waren 390 Geräte in Polen im Einsatz.
In der DDR sind nur zwei Geräte dokumentiert.

Auf der Militär Kommunikations und Informations Konferenz in Krakow, 2008,
wurde ausgesagt das die Additonsreihen (Wurmfolgen bzw. der OTP) unter der
Kontrolle sowjetischer Dienstleister befand. Military Communication Institute
Eine Gegenprüfung dieser Aussage wäre notwendig!
Da nationale Chiffrierunterlagen für die DUDEK von den Ländern in
Eigenleistung selbst zu erstellen sind.

Die DDR stellte 1988 unmengen an Leerkassetten für die TgS-1M, Lagerbereinigung,
zur Verfügung. Desweiteren waren in den Lagern des ZCO, DUDEK Chiffrierunterlagen
für 5 Jahre in Eigenverantwortung produziert und eingelagert. Diese wurden 1990
vollständig vernichtet.

Ab 2006 wird die UUTSZ OTP Maschine eingesetzt. Sammler*122
Im Jahr 2013 wurde die TgS-1M DUDEK für ca. 600 Euro (2300 Zł) und die
TgS-3 DUDEK-3 zwischen 700 und 1300 Euro (2900 … 5300 Zł)
vom Komendy Wojewódzkiej Policji w Olszynie zum Kauf angeboten.
olsztyn.policja.gov.pl

Im Einsatz bei der Armee waren unter anderem auch 400 Geräte
der sowjetischen M-125 MR / M-125 3MR, 3MR2 FIALKA.

Auf den mobilen Trupps gab es die AUSz. AUSz Czarnuszka
Aparatownia Urzadzen Szyfrujacych Czarnuszka (Mobiles sicheres Kommunikations-
zentrum Nigella Sativa) verwendete ein Chiffriertrupp und war mit zwei Fern-
schreibmaschinen einer DUDEK oder eine M-105 AGAT sowie Funktechnik ausgerüstet.
Es arbeiteten 53 Trupps AUSz.

Für den diplomatischen Dienst z. B. waren fünf M-104 AMETHYST,
und sechzehn M-105 Agat (Achat) im Einsatz.

Die rechnergestützte Chiffrierung erfolgte mit KAMAR (1983).
KAMAR bestand aus CPU, Tastatur, Computerbildschirm, Lochsteifenleser und
-stanzer. Chiffrierter Text für Dechiffrierung wurden vom Lochstreifen,
Schlüssellochstreifen geladen, und der Locher war für die Ausgabe
der Geheimtexte verantwortlich.  Die Einheit benötigte zwei Lochstreifenleser
und einen Locher.

Es war auch möglich, einen Matrixdrucker mit der Einheit zu verbinden.
Das System KAMAR hatte eine niedrige elektromagnetische Abstrahlung.
Die Fehlerkorrektur wurde verbessert.
Die Abmaße waren 200 x 450 x 500 mm und hat ein Gewicht von 12 kg.

Der Chiffriercomputer JUPITER bestand aus einem Zenit Z-180 oder Z-181.
Ein tragbarer Computer mit zwei Diskettenlaufwerken, ein Star Matrixdrucker
D100 oder FR10 und ein Facit 4047 Lochstreifenleser und -locher.
Die Software MARKA S/II mit der EDLIN ermöglichte die Texteingabe und
Korrektur und Chiffrierung.
Der JUPITER VER. 3 bootete von Diskette.
Der Chiffrieralgorithmus entspricht dem des Algorithmus DUDEK, Vernam.
Der Schlüssel wurde von Schlüssellochstreifen gelesen.

Eine typische Installation in Botschaften, ist eine DUDEK mit der
tschechischen Fernschreibmaschine DALIBOR oder besteht aus einem Computer,
einem Drucker sowie einem Lochbandstanzer und -leser.
Installiert in der Kabine AURORA K-2, einem faradayschen Käfig.

Auch das sowjetische Kristall-D Quarz als Sprachchiffriergerät ist in der
Cryptologica verzeichnet. Zu Kristall-D-Quarz ist der Begriff ALMAS markant.
Und ist wie folgt definiert:
ALMAS (UdSSR) EA: Gerät zur Nutzung des mit Kristall-D-Quarz
ausgerüsteten Nachrichtenkanals zum Austausch dienstlicher Informationen
mittels Fernschreibmaschinen.
Weitere Details ist auf den Seiten zum Chiffrierverfahren QUARZ beschrieben.

QUARZ (UdSSR): Gerät zur Chiffrierung bzw. Dechiffrierung von
Informationen, die über die Anlage KRISTALL-D übertragen werden.
in allen FAD eingesetzt. (Funk-Aufklärungs-Dienste)

Auf der polnischen Seite der CyperDefence24 kann man noch folgendes
nachlesen (Autor: Dr. Pawel Piotrowski):

Vor der TGS-1/1M wurde die tschechische DALIBOR 305 eingesetzt.
Die TGS-1/1M sind wie folgt gelistet.
NutzerAnzahl der Geräte
Innenministerium972
Innenministerium Büro "A"98
Höhere Offiziersschulen} 78
Szczytno
Legionowo
Feuerwehr
Bürgermilizen
Grenztruppen154
Polizei325
Strafvollzug19
Zoll15
Polnische Nationalbank36
Seewirtschaft36
Post113
Staatsfernsehen2
zivile Einrichtungen337
Einsatz im Manöver KRAJ-68

Bei der Polnischen Armee wurden nur wenige TgS-1/1M verwendet.
Das Haupt-Fernschreibchiffriergerät der polnischen Armee war
die Eigenentwicklung "Bocian-M" (Storch-M) unter Nutzung
eines Fehlerkorrekturgerätes bzw. eines Fehlerkorrektur-
Algorithmus.